Ich war noch sehr klein, als ich aus meinem Elternhaus geholt wurde.

Mein Vater, meine Mutter – beide schwerst heroinabhängig. Ich kam in Obhut, dann in ein Heim. Und dort begann ein Kreislauf aus ständigen Wechseln. Immer neue Gruppen. Immer neue Betreuer. Immer neue Regeln. Aber keine Sicherheit. Kein Zuhause.

Schon mit sieben oder acht galt ich als verhaltensauffällig. Ich schlug zu. Ich schrie. Ich zerstörte. Fensterscheiben, Türen, Autos. Ich war wütend – aber eigentlich war ich voller Angst. Ich wusste nicht, wie ich sagen soll, was in mir los war. Und niemand fragte. Niemand blieb.

Zwei Namen brennen sich in mein Herz: Maike und Maik. Zwei Betreuer, die mich wirklich gesehen haben. Die nicht gleich gegangen sind. Die mir Halt gaben. Fast wie Eltern. Aber auch sie gingen. Erst Maike. Dann Maik. Und alles in mir brannte wieder lichterloh. Ich fühlte mich verraten. Wieder.

Die nächsten Wohngruppen – reine Funktion. Kein echtes Interesse. Fallbesprechungen über mich, aber nie mit mir. Ich war dabei – stumm. Eingefroren. Unsichtbar. Mit 14 dann: die Straße. Die Wut suchte sich neue Wege. Kriminalität. Gewalt. Und schließlich: Psychiatrie.

Nächte voller Schreie. Fixierungen. Alarme. Ich sah Dinge, die mich bis heute verfolgen. Ich schlug zu, bevor man mich treffen konnte. Gezielt. Hart. Egal ob Mann oder Frau. Es war mein einziger Schutz. Ich war nicht stolz – ich war verzweifelt.

Und dann kam sie. Meine Frau. Mit ihr lernte ich: Nähe muss nicht wehtun. Zum ersten Mal in meinem Leben spürte ich echte Wärme. Heute bin ich Vater von vier Kindern. Ich bin Kfz-Mechatroniker, habe mich weitergebildet zum Fluggerätemechaniker. Ich arbeite bei einem internationalen Luftfahrtunternehmen.

Wir stehen als Familie zusammen – auch wenn es oft schwer ist. Ich reise regelmäßig ins Ausland für meinen Job, aber wir halten zusammen. Ich habe gelernt, Verantwortung zu übernehmen. Nicht perfekt – aber mit Herz.

Danke, Neue Horizonte, dass ihr Menschen wie mir eine Stimme gebt.