Man sagt, wer als Kind geliebt wurde, trägt ein Leben lang Wärme in sich. Ich trage Kälte.

Ich war das Mädchen, das gelernt hat, in der Dunkelheit zu überleben – nicht, weil ich stark war, sondern weil niemand kam. Zuhause war kein Ort der Geborgenheit, sondern der Angst. Was mein Vater mir antat, hat Narben hinterlassen, die man nicht sieht. Ich habe geschwiegen, jahrelang. Und als ich floh, war ich allein. Verlor mich in falschen Händen, bei Menschen, die vorgaben, Freunde zu sein – und mich doch nur ausnutzten.

Es folgten Klinikaufenthalte, Diagnosen, Medikamente, die mich betäubten. Und niemand fragte, was passiert war. Nur was „nicht stimmte“ mit mir. Aber was stimmt mit einem Kind, das nie Kind sein durfte?

Heute bin ich 33 Jahre alt. Ich bin Mutter. Zwei Töchter, ein kleiner Sohn. 12, 8 und 4 Jahre alt. Und ich liebe sie mit einer Kraft, die aus der Tiefe kommt. Ich habe einen Mann an meiner Seite, der nicht fragt, was mit mir los ist – sondern bleibt, wenn es dunkel wird.

Aber es gibt Nächte, da kommen die Träume. Da bin ich wieder klein, wehrlos, voller Angst.

Ich kämpfe dagegen an – jeden Tag. Für mich. Für meine Kinder. Damit sie niemals das tragen müssen, was ich trage.

Ich bin nicht „geheilt“. Aber ich bin hier. Ich liebe. Ich beschütze. Ich bin Mutter mit Vergangenheit – und trotzdem voller Zukunft.

Das ist meine Stimme am Freitag. Und vielleicht auch deine.